Rote Brille Tour

Beverley Allen-Stingeder ist seit Juli 2019 unter dem Motto #RoteBrilleTour unterwegs. Dabei hat sie bereits viele Kilometer mit dem Auto, Bus, Zug und zu Fuß zurückgelegt. Ziel der #RoteBrilleTour ist es, Vereine, Betriebe, EPUs und soziale Einrichtungen zu besuchen und interessante Menschen zu treffen, die sich im Alltag mit unterschiedlichen Anliegen beschäftigen. 

Bienen

Gerhard Lunglmayr, preisgekrönter Imker und Bienenzüchter aus Puchenau, brachte mir die Bienenwelt näher. Seine Bienenkulturen liegen auf 750 Metern Höhe am Waldesrand im unteren Mühlviertel.

Bienen sind die drittwichtigsten Tiere im Lebenskreislauf, weil sie für 75 bis 80 Prozent der Bestäubung in der Natur verantwortlich sind. Wenn die Bienen diese Arbeit nicht mehr verrichten, dann gibt es kein Obst, kein Gemüse, keine Blumen usw. Deshalb benötigen wir Menschen sowie die Fauna und Flora die Bienen, um zu überleben.

Darüber hinaus informierte mich Gerhard Lunglmayr darüber, dass ein Bienenstock nicht mehr als 35 Grad Innentemperatur haben dürfe, sonst schmelzen die Waben. Bei über 35 Grad beginnen die Bienenarbeiter zu hyperventilieren, indem sie mit den Flügeln sehr schnell schlagen. So wird die Luft innerhalb des Bienenstocks umgewälzt. Generell sei die Luft des Bienenstockes gesund, da sie positiv auf die Bronchien wirke.

Bienenvölker seien durch Pestizide aller Art bedroht, das heißt nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in den privaten Gärten. In der Folge sind andere Insekten und auch Vögel durch die Giftstoffe gefährdet. Ebenso geht die Artenvielfalt der Pflanzen verloren. Überrascht hat mich, dass Rasenroboter die Bienen in Lebensgefahr bringen. Der Rasen sei zwar perfekt, aber es blühe nichts mehr. Was kann jeder Einzelne von uns also tun?

Ein Beispiel sind Initiativen wie meine Freundin Anna Zwettler und ich vor vier Jahren auf Gemeindeebene gestartet haben. Das Projekt ist inzwischen überparteilich, alle sind mit an Bord, sogar die Bauernschaft und der Imkerverein. Die Gemeinde verteilt Saatgut an die Gemeindebürger/innen und die Wiesen werden weniger gemäht.

Auch du kannst mithelfen, die Bienen zu retten, indem du keine Pestizide in deinem Umfeld verwendest und Blumen und Kräuter im Garten ansetzt. Das sind kleine Schritte mit großen Auswirkungen. Das Problem ist komplex, deshalb kann es nur gemeinsam gelöst werden. Machen wir uns an die Arbeit, um die Bienen und die Umwelt zu retten.

Biolandwirtschaft

Ich durfte auf dem Biobauernhof Kranzlerhof in 800 Metern Höhe mitarbeiten. Während wir die Kamerunziegen fütterten und ihren Stall reinigten, gaben mir Heidi und Alexander Messner Einblicke in ihre Tätigkeit als Biobäuerin bzw. Biobauer eines landwirtschaftlichen Kleinbetriebes.  

Fazit ist, dass landwirtschaftliche Kleinbetriebe unterstützt werden müssen – egal ob Voll- oder Nebenerwerb. In diesem Bereich gibt es eine sogenannte Agrarschere, das heißt den Landwirt/innen wird für ihre Produkte weniger abgegolten als vor zehn Jahren und noch früher. Darüber hinaus nützt der Flächenschlüssel für Förderungen hauptsätzlich den Großbetrieben. Die Kontrolle ist für die Kleinbetriebe äußerst streng.

Eine Tätigkeit der Landwirt/innen ist die Landschaftspflege, die manchmal eine Herausforderung darstellt. Die Achtsamkeit mancher Menschen, die ihre Freizeit in der Natur verbringen, ist endend wollend.  Sei es, dass Mountainbiker/innen durchs hohe Gras fahren, Wander/innen oder Schischuhgeher/innen über Absperrungen marschieren und somit sich und die Tiere auf der Weide in Gefahr bringen. Obendrein müssen die bäuerlichen Betriebe selbst für die Schäden aufkommen.

Auf meine Frage, was wir als Konsumentinnen und Konsumenten für die Umwelt tun können, meinte Familie Messner: Auf die Regionalität der Produkte achten und vor Ort kaufen. Der Preis der Produkte ist manchmal höher, weil menschliche Handarbeit dahintersteckt – vor allem bei Produkten aus den bäuerlichen Kleinbetrieben.

Danke an Familie Messner, dass ich mitarbeiten durfte. Die Stunden bei euch waren eine Bereicherung!

Das Essen rollt nach Hause

Dieses Mal war ich besonders mobil und lernte unsere Landeshauptstadt Linz so kennen, wie ich sie noch nicht kannte. Doch alles der Reihe nach. 

Ich erfuhr von Michael Kaindleinsberger Näheres über den Sozialdienst des Samariterbundes „Essen auf Rädern“. Die Speisen werden täglich frisch vom Magistrat Linz und der Firma „Mahlzeit“ bezogen. Die Kunden erhalten jeden Montag einen Speiseplan, von dem sie eine Woche im Voraus ihr Essen bestellen können. Der Samariterbund und das Rote Kreuz teilen sich die Stadt Linz nördlich bzw. südlich der Donau. Darüber hinaus beliefert der Samariterbund auch die Gemeinde Puchenau. Ihre Kundinnen und Kunden bekommen 365 Tage im Jahr ihre Mahlzeit geliefert. Das Angebot reicht von Normalkost, leichte Vollkost und Zuckerdiät bis hin zur vegetarischen Kost.

Nach der theoretischen Einführung von Michael Kaindleinsberger lernte ich meinen Kollegen für diesen Tag kennen, da man immer in Zweier-Teams unterwegs ist. Erwin Maurer ist ein Pensionist, der ehrenamtlich beim Samariterbund die Speisen zustellt. Er schulte mich ein, welche Kost welche Farbe hat, da die Boxen nach Farben gekennzeichnet sind. Nun konnte es losgehen!

An diesem Vormittag fuhren wir in Gegenden, in denen ich vorher noch nie war. Ich wusste gar nicht, wie grün Linz ist. Manche Wohngegenden hatten einen fast dörflichen Charakter. Die Kund/innen waren besonders freundlich und suchten das Gespräch mit uns. Sie waren außerdem neugierig, wo ich geboren wurde und wie lange ich schon in Österreich lebe. Besonders schön war, als eine Frau mit mir Englisch sprach. Sie wollte so wieder ihre Englischkenntnisse aufbessern. 

Erwin Maurer und ich sprachen auch über das Ehrenamt, denn es gebe immer weniger Menschen, die ihre Freizeit für die Gesellschaft aufopfern wollen. Er empfindet seine ehrenamtliche Tätigkeit als wertvoll, denn so gebe er der Gesellschaft wieder etwas zurück. Wir waren uns auch einig, dass das Sozialsystem ohne ehrenamtlich tätige Menschen nicht funktionieren würde.

Ich bedanke mich an dieser Stelle beim Geschäftsstellenleiter des Samariterbundes Linz Christian Wagner, dass ich einen Vormittag bei „Essen auf Rädern“ schnuppern durfte. Ebenso bedanke ich mich bei Michael Kaindleinsberger und Erwin Maurer für die tolle Betreuung und den spannenden Tag!

Betreuungs- und Pflegeheim

Ich arbeite für zwei Tage im Jahr in Betreuungs- und Pflegeheimen. Dabei unterstütze ich die Pflegerinnen, Pfleger oder die Mitarbeiter/innen bei ihrer Arbeit – sei es beim Bettenmachen oder bei der Essensausgabe. Das Ziel der Schnuppertage ist, zu erfahren, wie der Alltag der Pflegerinnen und Pfleger ist, denn der Beruf stellt eine enorme physische und psychische Belastung dar. Herz, Hausverstand und Liebe sind Eckpfeiler für den Job. Ich bin der Meinung, dass der Personalschlüssel endlich erhöht werden muss, damit die Pflegerinnen und Pfleger beruflich entlastet werden.